Die falsche Art, tief zu tauchen: Die Gefahren des Tieftauchen mit Monoflasche

Die meisten von uns kennen die Geschichten, einige davon haben wir vielleicht sogar selbst erzählt. Tieftauchen mit nur einer Flasche sollte eine Sache der Vergangenheit sein und dennoch kommt es auch heute noch zu einigen Tauchunfällen die eigentlich nicht nötig wären.

Lass uns dieses Thema objektiv betrachten und entscheiden ob es sicher ist!

Definition des Begriffes ,,Tieftauchen,,

Tief” ist ein relativer Begriff – was für den einen tief ist, ist für den anderen flach.

Beim Sporttauchen sind neue Taucher auf eine Tiefe von etwa 18 Metern beschränkt. Mit einer weiterführenden Ausbildung können Taucher ihre Grenzen auf maximal 40 Meter ausdehnen – und dabei die Nullzeitgrenzen einhalten.

Tauchgänge, die über 40 Meter hinausgehen, oder Tauchgänge, die Dekompressionsstopps erfordern, gehören zum technischen Tauchen.

Für die Zwecke dieses Artikels ist “tief” in diesem Sinne zu verstehen – Tauchgänge, die tiefer als 40 Meter sind und/oder Dekompressionsstopps erfordern – also eigentlich technische Tauchgänge, die ausserhalb der Sporttauchgrenzen liegen.


Die “guten alten Zeiten”

Früher, als das technische Tauchen noch in den Kinderschuhen steckte, war Tieftauchen mit nur einer Flasche gang und gäbe. Der Zugang zu spezieller Ausrüstung, Gasen und Ausbildung war wenn überhaupt nur knapp vorhanden. So waren Tauchgänge mit nur einer Flasche für diejenigen, die dennoch tieftauchen wollten, eine der wenigen Möglichkeiten solche Tauchgänge durchzuführen.

Zwei Taucher gehen Tieftauchen. Two divers conducting a deep dive

Vergessen wir nicht, dass dies eine Zeit war, in der Nitrox nur als “Voodoo-Gas” bekannt war!

Das Tauchen über 40 Meter hinaus und die vorgeschriebenen Dekompressionsstopps mit einer einzigen Flasche waren auch damals schon gefährlich – aber angesichts des Mangels an Alternativen auch irgendwie verständlich.

Dennoch wird diese Praxis auch heute noch praktiziert.

Unterhalte dich mit einem Tauchlehrer, Divemaster oder einfach mit jedem Taucher, der schon lange genug dabei ist – die Wahrscheinlichkeit, dass er seine eigene Geschichte von diesem einen “Tieftauchgang” hat, ist groß.

Doch warum sollte jemand in der heutigen Welt, in der technische Tauchkurse, optimierte Atemgase, Spezialausrüstung und Unfallberichte leicht zugänglich sind, diese gefährliche Praxis fortsetzen?

Die Vorteile

Die Vorteile des Tieftauchens mit einer Flasche liegen auf der Hand und sind praktisch:

  1. Geringere Kosten
  2. Ein einfacher Weg in die Tiefe

Technische Tauchkurse, Ausrüstung und Gase sind – wie alles im Tauchsport – nicht umsonst. Auch garantiert nicht jeder Kurs eine Zertifizierung – es gibt einen Standard, den man zuerst erreichen muss.

Um ein Tec-Taucher zu werden, muss man Zeit und Geld investieren. Außerdem muss man ein guter Taucher sein. Tieftauchen mit nur einer Flasche erspart dir diese Investitionskosten und setzt keine guten Fähigkeiten voraus.

Außerdem ist Tieftauchen mit nur einer Flasche einfach einfacher.

Du musst dich nicht an eine neue Ausrüstungskonfiguration gewöhnen (und diese auch nicht kaufen); Du kannst sofort tieftauchen, ohne erst einen Tec-Kurs absolvieren zu müssen; niemand wird dir einen Tauchschein verweigern und im Großen und Ganzen musst du keine Verpflichtungen eingehen.

Klingt gut.

Aber Tieftauchen mit nur einer Flasche ist nicht nur Seepferdchen und Sonnenschein. Werfen wir einen Blick auf die Risiken.

Die Risiken

Das Endrisiko beim Tieftauchen mit nur einer Flasche ist der Tod und/oder schwere Verletzungen. Die Faktoren, die dich dorthin bringen können, sind:

  • Aufbau von Kohlendioxid
  • Sauerstofftoxizität
  • Dekompressionskrankheit
  • Ausgehender Gasvorrat
  • Narkose durch Inertgas

Diese Risiken lassen sich natürlich mit der richtigen Ausbildung und Ausrüstung in den Griff bekommen – aber das ist der entscheidende Teil, der beim Tieftauchen mit einer Flasche ignoriert wird!

Fast jede Geschichte über Tieftauchgänge, die schief gelaufen sind, geht in etwa so:

Der Tieftauchgang, der schief ging

Eines Tages beschließt du und dein Tauchpartner, ein wenig tiefer als gewöhnlich zu tauchen. Ihr wollt zum Beispiel das Riff in 45 Metern Tiefe erkunden.

Keiner von euch ist ein technischer Taucher und ihr benutzt beide eine Standard-Sporttauchausrüstung mit einer Flasche. Aber ihr macht trotzdem einen Tauchplan:

Maximale Tiefe 45 Meter und ihr wollt auftauchen, wenn der erste von euch 120 bar erreicht hat!

Ihr springt also ins Wasser und taucht auf die geplante Tiefe ab. Der Tauchgang läuft großartig und ihr seid beide begeistert, eure Grenzen zu erweitern.

Aber dann passiert etwas.

Ihr vergesst zum Beispiel, euren Druckmesser regelmäßig zu überprüfen. Und als du ihn das nächste Mal überprüfst, hast du nur noch 50 bar in der Flasche!

Du bist schockiert und plötzlich ein bisschen gestresst. Du fängst an, schneller zu atmen und verbrauchst deine Luft noch schneller. Du gibst deinem Kumpel ein Zeichen, und ihr beginnt beide aufzusteigen.

Aber jetzt müsset ihr beide während des Aufstiegs Dekompressionsstopps einlegen, da ihr eure Nullzeitgrenze überschritten habt. Ihr müsst zum Beispiel 3 Minuten lang auf 9 Metern bleiben, 5 Minuten lang auf 6 Metern und 8 Minuten lang auf 3 Metern bleiben. Das sind 16 Minuten, die ihr zu eurer Aufstiegszeit hinzurechnen müsst!

Wenn du auf 9 Metern angekommen bist, ist dein Tank leer und du musst dir mit deinem Kameraden die Luft aus seinem Tank teilen – aber auch er hat jetzt kaum noch Luft.

Schließlich geht euch beiden auf 6 m Tiefe die Luft aus, und ihr müsst einen Notaufstieg an die Oberfläche machen.

Nicht so cool, oder?


Gelernte Lektionen

Diese Geschichte ist nur eine von vielen Varianten.

In jedem Fall liegt der erste Fehler darin, dass man über sein Zertifizierungsniveau hinausgeht. Es fehlt die Ausbildung und auch die richtige Ausrüstung – du weisst noch gar nicht was du noch nicht weisst!

Das nächste Problem ist, dass man vergisst, etwas zu überprüfen – vielleicht den Druckmesser, die Nullzeitgrenze oder die aktuelle Tiefe. Dies ist die Folge einer Gasnarkose und einer fehlenden Ausbildung für diese Art von Tauchgang.

Wenn du deinen Fehler bemerkst, gerätst du in Stress. Durch den Stress erhöht sich deine Atemfrequenz, wodurch du deine Luft noch schneller verbrauchst. Dadurch wird auch die Kohlendioxidmenge erhöht, was zu einer noch stärkeren Narkose / Atmung führt.

Entweder geht dir während des Aufstiegs das Gas aus, was zu ausgelassenen Dekompressionsstopps, einem Notaufstieg und einem erhöhten Risiko der Dekompressionskrankheit führt. Oder du tauchst unter dem Einfluss der Narkose noch tiefer, was das Risiko einer Sauerstoffvergiftung und des Todes mit sich bringt.

Abschließende Überlegungen

Die oft gehörte Regel “Tauche nicht über deine Zertifizierungsstufe hinaus” gibt es nicht ohne Grund.

Die Risiken sind oft subtil, und kleine Probleme führen zu einer Kettenreaktion, die zu großen Problemen führt. Ohne angemessene Ausbildung und die richtige Ausrüstung ist die Wahrscheinlichkeit von Tod oder schweren Verletzungen massiv erhöht.

Aber es muss nicht alles so sein.

Wenn du deine Grenzen in einer entspannten Trainingsumgebung sicher erweitern möchtest, dann kann Lagona Divers Technical dir dabei helfen. Schreibe uns eine Nachricht, um deinen ersten technischen Tauchkurs zu vereinbaren, oder auch für andere Anfragen!